Die Umsetzung der neuen Militärdoktrin 1986 führte allerdings auch zu Veränderungen auf dem Gebiet der Schutzausbildung. Verteidigungshandlungen traten in den Vordergrund und der bisher in erheblichen Dimensionen und mit überzogenen Sprengkraft- Werten (kt) geplante Kernwaffeneinsatz durch eigene Kräfte und durch den „Gegner“ wurde nunmehr weitgehend vermieden.
So ernst wie die Ausbildung im Schutz vor Massenvernichtungswaffen auch war, es gab natürlich auch immer Episoden, über die wir damals kräftig lachten, obwohl sie oft mit schlechter Benotung verbunden waren. Im Rahmen der Normenabnahmen wurde meistens mit der Norm 1 begonnen. Sie beinhaltete das Aufsetzen der Truppenschutzmaske (TSM), siehe oben Auszug aus dem Normenkatalog.
Über eine dieser „Einlagen“ bei der Überprüfung des Wachzuges erzählt der Oberoffizier Schutz vor MVM, Korvettenkapitän D. Herms:
Zur Abnahme der Norm 1 stellte ich mich vor den jeweiligen Prüfling und gab das Kommando „Gas!”. Daraufhin hatte der Armeeangehörige den Atem anzuhalten, die Augen zu schließen, die TSM aus der Tasche zu entnehmen, über seinen Kopf vor das Gesicht zu ziehen und danach hörbar auszuatmen. Für alle diese Handlungen standen nur 10 Sekunden zur Verfügung, um die Norm zu erfüllen. Selbstverständlich waren alle vom Matrosen bis zum Offizier sehr ehrgeizig und wollten möglichst die Note „Sehr gut” erreichen. Dazu durften 7 Sekunden allerdings nicht überschritten werden. Eine recht harte Normzeit, die unbedingt Training erforderte. In der umgehängten Schutzmaskentasche befanden sich aber nicht nur die TSM sondern auch die Gummihandschuhe und der Schutzumhang, siehe Abbildung. Die Norm wurde in Gruppen oder einzeln abgenommen. Nach der Zeitmessung wurde überprüft ob die Maske dicht am Gesicht anlag und die Riemen zum Festziehen nicht verdreht waren.
Die KCB-Rechenscheibe (DV) & Eine Tabelle zur Auswertung von Kernwaffenschlägen
An der Reihe war nunmehr der nächste Matrose. Auf das Kommando „Gas!” hielt er wie gefordert den Atem an und schloss die Augen. Dann griff er nach der TSM, irrte sich aber im Fach und entriss der Tasche einen Gummihandschuh aus dem vorderen, statt der TSM aus dem dahinterliegenden Fach. Diesen versuchte er sich über seinen Kopf zu ziehen, was natürlich nicht gelingen konnte. Als er völlig entnervt auf mein Kommando aufgab und die Augen öffnete, verstand er im ersten Moment überhaupt nicht, warum rings um ihn alle vor Lachen fast auf dem Boden lagen. Aber als er in seinen Händen statt der vermeintlichen TSM einen Gummihandschuh erblickte, musste auch er lachen. Allerdings bedeutete das für ihn die schmerzliche Note „Ungenügend”. Wir amüsierten uns noch lange danach und mussten bei nachfolgenden Abnahmen der Norm 1 immer erst einmal schmunzeln. So manches Handschuhpaar wurde dann vor den folgenden Normenabnahmen zur Sicherheit in der Tragetasche nach unten gedrückt.
Mir persönlich passierte bei einer der ersten Überprüfungen der Gefechtsbereitschaft ein ähnliches Missgeschick mit einer TSM oder besser ohne meine TSM. Ich wurde als Stabschef vom Kommandeur zur Unterstützung der im Stellungsraum Darß entfalteten 1. Küstenraketenabteilung befohlen. Dazu begab ich mich mit dem Kfz Kübel „UAZ-469“ vom Objekt zum Führungspunkt des Kommandeurs der 1. KRA, Fregattenkapitän U. Lonitz, der Funkstation „R-142“ auf dem Kfz „GAZ-66 “. Dort waren die Kontrolloffiziere des Stabes der VM bereits mit der Bewertung der Handlungen unserer Kräfte beschäftigt. Es war Nacht und ich hatte Mühe, die Fahrzeuge im Wald zu finden. Das war aber auch positiv, bedeutete es doch, dass der Verdunkelungszustand und die Tarnung gut waren und somit sicherlich nicht kritisiert werden konnten. Als ich im Stellungsraum erschien, wurde ich sofort vom ersten Posten, der mit aufgesetzter TSM den Führungspunkt bewachte, gestellt und nach der Parole befragt. Die war mir aber leider nicht bekannt. Der Posten erkannte mich zum Glück und wies mich augenblicklich darauf hin, dass durch die Kontrolloffiziere die Gefechtseinlage „Gas!” gegeben worden war. Diese Einlage gehörte fast bei jeder Ausbildung zum Schaffen erschwerter Lagebedingungen und war deshalb sehr beliebt. Jetzt hatte ich aber ein Problem, meine TSM befand sich im Objekt und die des Kraftfahrers noch im strukturmäßigen PKW des Kommandeurs. Was tun? Erscheinen auf dem Führungspunkt ohne angelegte TSM würde sofort beanstandet und eine schlechte Bewertung für die 1. KRA zur Auswertung nach sich ziehen. Das Ganze verursacht durch den Stabschef des Regiments! Fernbleiben ging auch nicht, schließlich hatte ich Befehle des Kommandeurs zu übermitteln. Blieb mir nur noch der Wachposten. Ich befahl ihm einfach, mir seine TSM zu übergeben und sich augenblicklich im Wald zu verstecken. Wer am Ende eines Härtekomplexes zur Überwindung der Sturmbahn seine schweißgebadete Schutzmaske, die er vorher 6 Kilometer getragen hatte, erneut aufsetzen musste, weiß wie angenehm das ist. Ich aber setzte eine fremde Maske auf und war jetzt glücklich, überhaupt eine zu besitzen. Auf dem Führungspunkt eingetroffen, übermittelte ich die Befehle und überzeugte mich vom besonnenen Handeln des Kommandeurs der 1. KRA. Der Posten ohne Schutzmaske blieb unentdeckt, mir sah keiner an, dass ich eine fremde TSM trug und somit endete diese Überprüfung mit der Einschätzung „Gefechtsbereit”. Im Übrigen hatte ich anfänglich im KRR-18 des Öfteren Schwierigkeiten bei der Mitführung meiner persönlichen Ausrüstung. Ich diente davor auf einem Raketenschnellboot und war verwöhnt, da sich immer alles an Bord befand. Jetzt, an Land, musste man beim ständigen Wechseln des Kfz die Ausrüstung jedes Mal neu verstauen. Es dauerte damals seine Zeit, bis ich mich daran gewöhnt hatte.
Die eingepackte Truppenschutzmaske (TSM)
Die Militärische Körperertüchtigung (MKE) besaß im Küstenraketenregiment-18 einen hohen Stellenwert. Das Ziel und die Aufgaben der MKE bestanden darin, durch die Herausbildung sportlicher und militärsportlicher Fähigkeiten und Fertigkeiten, z.B. durch eine regelmäßige und systematische, harte und gefechtsnahe körperliche Ertüchtigung, bei allen Armeeangehörigen ein hohes physisches Leistungsniveau zu erreichen. Dabei sollte neben der physischen Leistungsbereitschaft auch die Fähigkeit zum kollektiven Handeln, Kühnheit, Mut, Risikobereitschaft, Selbstlosigkeit und bewusste Disziplin, anerzogen und gefestigt werden. Die MKE beinhaltete den Frühsport, die physische Ausbildung sowie physisches Training in bewegungsintensiven Zweigen der Gefechtsausbildung, wie der Taktischen Ausbildung. Grundlage dafür bildete die DV 010/0/002 „Militärische Körperertüchtigung”. Bei taktischen Übungen im Gelände war sowieso die schnellste Art der Fortbewegung, der Laufschritt, vorherrschend. Die Methoden der Durchführung der MKE waren vielseitig und beinhalteten unter anderem die Trainingsarten Ausdauer, Intervall, Lauf, Kraft, Schnelligkeit, Schwimmen, sowie die Sturmbahnausbildung und den Härtekomplex.
Als Spezialist des Stabes war dafür der Offizier für MKE, Oberleutnant Stephan Georgi, zuständig. Er wurde direkt nach seinem Studium an der Deutschen Hochschule für Körperkultur und Sport (DHfK) Leipzig zuversetzt. Oberleutnant S. Georgi arbeitete zielstrebig und nahm seine Dienstpflichten sehr ernst. Er kümmerte sich mit Leib und Seele um die Gestaltung einer abwechslungsreichen und effektiven Ausbildung im Regiment. Diese Ausbildung war bei allen Angehörigen des Regiments sehr beliebt. Das war nicht in allen Einheiten und Truppenteilen automatisch der Fall. Die konsequente aber auch interessante Durchführung der Ausbildung hing im Wesentlichen von der Einstellung der jeweiligen Vorgesetzten zum Sport ab. Ihre persönliche Teilnahme oder gar Leitung der MKE-Stunden entschied häufig über die Qualität der Durchführung bei den Unterstellten. Unser Kommandeur, Kapitän zur See Lothar Schmidt, gehörte zu den Sportfanatikern. Es gab keine Ausbildungsstunde, an der er nicht teilnahm und nur wenige, die er nicht selbst leitete. Er war passionierter Ballspieler. Ob Handball, Volleyball, Fußball, Basketball oder Tischtennis, er beherrschte diese Sportarten einfach alle und konnte sich mit jedem darin messen. Das wirkte sich natürlich positiv auf die Ausbildung im Regiment aus. Die MKE war bei uns innerhalb von Gruppen in den Struktureinheiten organisiert. Zur Gruppe Führung gehörten der Regimentskommandeur, seine Stellvertreter, die Offiziere der Politabteilung und des Stabes sowie die Kommandeure der Küstenraketenabteilungen und ihre Stellvertreter. Zu einer Ausbildungseinheit gehörte die Erwärmung, ein Ausdauer- oder Kraftteil und am Ende meistens ein kollektives Ballspiel. Das Letztere nannten wir freudbetont. Die Gruppe der Führung führte in der wärmeren Jahreszeit die MKE im und um das Objekt herum und in der Winterzeit in der Sporthalle der Schule POS Gelbensande durch, mit der wir einen Patenschaftsvertrag abgeschlossen hatten. Nach der Erwärmung und einem längeren Ausdauerlauf, spielten wir vorrangig Volleyball. Oft wurde die Ausbildungszeit überzogen und endete erst, wenn die Mannschaft des Kommandeurs gewonnen hatte. Ein gewisser Ehrgeiz spielte in jedem Falle eine Rolle. Fakt ist, dass es unserem Kommandeur gelang, in seiner Gruppe nicht nur respektable Volleyballspieler zu entwickeln. Ein sogenanntes „laienhaftes Rumgebolze” wurde von ihm in keiner Weise akzeptiert und es ging immer bis ans Limit. Auch außerhalb der MKE wurde im Regiment auf sportliche Aktivitäten sehr viel Wert gelegt. Halbjährlich wurden Wettkämpfe im Volleyball und Handball organisiert und durchgeführt. Diese wurden, wie es sich für einen Regimentswettstreit gehörte, von der Eröffnung bis zur Preisverleihung mit entsprechendem Ablaufplan organisiert und unter reger Teilnahme durchgeführt. Den Auswahlmannschaften unseres Regiments im Volleyball und Handball gelang es sogar zu Wettstreiten innerhalb der Volksmarine anzutreten und dabei nicht die letzten Plätze zu belegen. Neben dienstlich organisierten Maßnahmen existierten im Regiment eine Volleyball- und eine Kegelmannschaft. Diese trafen sich wöchentlich einmal nach Dienst zum Training. Der Kegelmannschaft unter Leitung von Stabsfähnrich Jürgen Breitmoser gelang es, einige Pokale bei Meisterschaften in Empfang zu nehmen.
Nicht zuletzt zeigte sich der Erfolg der intensiven MKE- Ausbildung zur Inspektion 1987. Wie schon erwähnt, wurden vorrangig die Führung und die Küstenraketenabteilungen auf dem Gebiet der Gefechtsausbildung inspiziert. So wurde der Stab geschlossen zur Normenabnahme in der MKE befohlen. Natürlich musste jeder Einzelne die geforderten Normen ablegen und daraus ergab sich am Ende die Note für das gesamte Führungsorgan. Diese Normenabnahme lief für unseren Stab hervorragend. Sicher hatte jeder dabei seine starken und schwächeren Disziplinen.
Die Volleyballauswahl des Regiments
Ich erinnere aber vor allem noch an den Handgranatenweit- Zielwurf. Jeder hatte bei dieser Disziplin drei Versuche. Die Normenabnahme wurde auf dem freien Gelände an der Eisenbahnverladerampe durchgeführt. Als Korvettenkapitän A. Herfter den ersten Wurf absolvierte, musste der Kontrolloffizier die Abnahme unterbrechen und die Handgranate im Wald suchen lassen! Die Wurfweite in Metern war sowieso nicht zu ermitteln, das ausgerollte Bandmaß reichte dazu bei weitem nicht aus. Er erhielt die Note 1 aber weitere Versuche wurden ihm strikt untersagt, unsere Handgranaten hätten wohl nicht ausgereicht!
Am härtesten war für alle die Normenabnahme 3000m- Lauf, der als Kollektivnorm gewertet wurde. Demzufolge halfen hier keine Spitzenleistungen, sondern wichtig war, dass der Letzte innerhalb der Norm ins Ziel kam. Aber der Stab schaffte es mit der Note „Gut“ und erzielte damit in der MKE das Gesamtergebnis „Sehr gut”! Das rang sogar den sonst recht verschlossenen Inspektionsoffizieren Worte der Anerkennung ab. Dieses Ergebnis hatten wir auch unserem Kommandeur und seiner unbedingten Vorbildrolle und beharrlichen positiven Einstellung zur Durchführung der MKE zu verdanken. Man konnte in anderen Truppenteilen und Einheiten durchaus Vorgesetzte erleben, die dem Dienstsport unter Vorhaltung „wichtigerer dienstlicher Angelegenheiten“ aus dem Weg gingen.
Mit der Versetzung von Kapitän zur See L. Schmidt im Dezember 1987 änderte sich zum Glück auch auf dem Gebiet des Sports im Regiment nichts Wesentliches. Der neue Kommandeur, Fregattenkapitän Dr. Joachim Dix, war zwar nicht so trainiert, nahm aber immer gern an der MKE teil und unterstützte unser inzwischen entwickeltes Bedürfnis nach sportlicher Betätigung. Besonders positiv war, dass er vom Chef der VM die Genehmigung zur Nutzung der Sauna im Kommando der VM durch die Führung unseres Regiments erhielt. Das wurde dann so organisiert, dass wir nach Abschluss der MKE und Beendigung des Dienstes in der Sauna entspannten. Auch diese Maßnahme stellte eine sinnvolle Abwechslung dar und erfreute sich immer einer fast 100%- igen Teilnahme.
Insgesamt schätze ich ein, dass es uns gelungen ist, durch eine vielseitig und interessant gestaltete physische Ausbildung das Bedürfnis nach regelmäßiger sportlicher Betätigung bei der überwiegenden Mehrzahl unserer Armeeangehörigen zu erzeugen. Das bestätigen jedenfalls Berichte ehemaliger Angehöriger des Regiments bei Besuchen oder Treffen über ihre sportlichen Aktivitäten nach ihrem aktiven Wehrdienst.
Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass alle hier geschilderten Aktivitäten in der AMA im KRR-18 ohne eine eigene Ausbildungsbasis, also ohne Sportplatz, Sporthalle, Schießstand, Sturmbahn u. a., organisiert werden mussten. Die war unverständlicherweise weder beim Aufbau des Regiments noch später geplant. In Eigenleistung konnten wir später kleinere Bauvorhaben, wie z. B. eine Kreistrainingsanlage und einen Handgranatenwurfstand selbst verwirklichen.
Abnahme des Härtekomplexes, beim Abschluss 400m über die Sturmbahn, hier über die Eskaladierwand.
Die Krönung der Normenabnahme in der AMA war der bei allen gefürchtete Härtekomplex. Die Abnahme erfolgte einmal im Ausbildungshalbjahr und sollte die Armeeangehörigen an physische und psychische Höchstleistungen heranführen. Diese Norm bestand aus folgenden Teilen:
- Den Erwärmungsübungen, Dauer 10 Minuten.
- Dem Krafttraining, Dauer 30 Minuten.
- Dem 15 km- Eilmarsch in voller Ausrüstung mit Waffe, davon 6 km, vom 4. bis 10. km mit aufgesetzter Schutzmaske, maximale Zeit für „Erfüllt“ 140 Minuten für den letzten Mann.
- Überwinden der Sturmbahn 200 m mit allen Hindernissen, zurück mit aufgesetzter TSM ohne Hindernisse, maximale Zeit für „Erfüllt“ 5 Minuten für den letzten Mann (mit Waffe MPi-Holzattrappe).
Zwischen den einzelnen Teilen waren kurze Pausen von 5-10 Minuten für den Stationswechsel eingeplant.
Das war eine Kollektivnorm, das heißt, die Stoppuhren wurden angehalten, wenn der letzte Mann der Einheit das Ziel erreichte. Außerdem sollte während der Abnahme immer die Geschlossenheit der Einheit demonstriert werden und sich nicht ein disziplinloser Haufen durch die Gegend wälzen. Deshalb waren schon während der Vorbereitung vor allem die Vorgesetzten voll gefordert. Sie mussten ihre Unterstellten nicht nur motivieren und trainieren, sondern auch die Unterstützung der Schwächeren durch die Stärkeren organisieren. Das beinhaltete nicht nur das Tragen der Waffe, die MPi „Kalaschnikow“, sondern auch das Schleppen durch zwei Mann, wenn es nicht mehr anders ging, was offiziell nicht gestattet war, aber geduldet wurde. Das galt auch für das Überwinden der Sturmbahn, vor allem das Forcieren der Eskaladierwand. Außerdem mussten sie bei der Abnahme selbst Vorbild sein.
Endlich im Ziel nach dem Härtekomplex.
Hier ging es für alle immer bis an die Leistungsgrenze. Deshalb wurde oft versucht, mit Tricks zu arbeiten, die aber mittlerweile den Kontrolloffizieren schon bekannt waren.
Das waren z. B.: Beim Marsch abkürzen, bei aufgesetzter TSM den Schlauch nicht an den Filter anschrauben, sondern nur in die Tasche stecken, auf der Sturmbahn Hindernisse umlaufen und anders.
Spezialausbildung
Die Spezialausbildung wurde entsprechend der Verwendungen, also in den Fachrichtungen durchgeführt. Dabei wurden spezielle Kenntnisse vermittelt, die zur Bedienung, zur Wartung und Reparatur der Technik, sowie zur Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen notwendig waren. Neben den theoretischen Kenntnissen war hier das richtige Bedienen der Technik der Schwerpunkt der Ausbildung.
Das Besondere im KRR-18 war, dass vor der Indienststellung kein Personal an der neuen Technik in der Sowjetunion ausgebildet wurde. Selbst unsere Ausbilder mussten sich alles im Selbststudium erarbeiten. Wir nutzten lediglich die zur Übergabe der SSR anwesenden sowjetischen Spezialisten, die mit Dolmetscher Spezialausbildung durchführten, dazu aber nicht verpflichtet waren. Die Folge dieses komplizierten Ausbildungssystems in der Aufbauphase war eine erhöhte Anzahl von Störungen an der Kampftechnik, die zum größten Teil auf Bedienungsfehler aufgrund fehlender Kenntnisse zurückzuführen waren. Im Gegensatz dazu wurden die Besatzungen des ersten im Oktober 1984 in Dienst gestellten Kleinen Raketenschiffe „1241 RÄ“ und auch der folgenden auf einem Lehrgang in der Sowjetunion ausgebildet.
Vom zeitlichen Ablauf her stand zur Durchführung der Spezialausbildung monatlich 1 Woche, 4 Tage mit je 7 Ausbildungsstunden, zur Verfügung, siehe Rahmendienstplan. Dabei war es oft notwendig, in verschiedenen Spezialfächern parallel auszubilden. Da der Großteil der Armeeangehörigen ein Kraftfahrzeug zu führen hatte, mussten sie z.B. auch an der Kfz-Ausbildung teilnehmen. Außerdem besaßen die meisten Kraftfahrzeuge Spezialaufbauten, deren Bedienung natürlich von den Kraftfahrern ebenfalls zu beherrschen war und wozu sie folglich auch befähigt werden mussten.
In Vorbereitung auf eine mögliche militärische Auseinandersetzung ging man richtiger Weise u. a. auch davon aus, dass die Grundlage für ein erfolgreiches Handeln die Gewährleistung der gegenseitigen Ersetzbarkeit bildete. Daraus resultierte die Notwendigkeit, viele Armeeangehörige in noch weiteren Verwendungen auszubilden. Nicht zu vergessen ist hierbei der Umstand, dass im Regiment Soldaten im Grundwehrdienst nur 15 Monate ihren Dienst versahen. Somit schied nach jedem Ausbildungshalbjahr Personal aus und nicht ausgebildetes, neues Personal kam dazu. Das alles soll veranschaulichen, was für ein weites Spektrum die Spezialausbildung im KRR-18 beinhaltete und wie schwierig sie zu realisieren war. Insgesamt bedeutete das eine enorme Herausforderung für alle Vorgesetzten, die für die Planung, die Durchführung und die Kontrolle der Ergebnisse verantwortlich waren. Für das auszubildende Personal hieß das, ständig an der Vervollkommnung ihres Wissens und ihrer Fertigkeiten zu arbeiten. Die Einhaltung der äußerst knapp bemessenen Normzeiten zur Bedienung der Technik erforderte von jedem Angehörigen des Regiments stets hohe Konzentration und unermüdliches Training. Für die Spezialausbildung hatte ich im Stab nur für das Nachrichtenpersonal einen direkten Spezialisten. Sie wurde in Gruppen durchgeführt, deren Zusammensetzung nicht unbedingt den Kollektiven im Gefecht entsprach. Die ausschlaggebende Rolle spielte also die fachliche Richtung.
Die Spezialausbildung des Personals an der Radarstation „Garpun“, hier die Antennenanlage.