Die Festigung des politisch-moralischen Zustandes des Personalbestandes, besonders die Durchsetzung einer straffen Disziplin und Ordnung, war dabei zum Beispiel ein ständiger Schwerpunkt. Die Ursachen dafür hatte ich genannt. Die Anzahl der Disziplinarverstöße war zunehmend. Die Gründe dafür lagen vor allem rechnerisch im zahlenmäßig wachsenden Personalbestand. Dazu kam, dass alle Vorgesetzten entsprechend meiner Aufgabenstellung höhere Forderungen an ihre Unterstellten stellten und keine Verstöße mehr tolerierten.
Ende Oktober 1983 wurden zwei Startrampen übernommen und in den Bestand der 1.Küstenraketenabteilung eingegliedert. Bis zum Jahresendende musste die Gefechtsbereitschaft hergestellt sein, damit das Regiment endlich über eine einsatzbereite Abteilung verfügte. Unabhängig davon dauerte das Baugeschehen im Objekt noch über ein Jahr.
Der wichtigste Bestandteil der hohen Gefechtsbereitschaft war der Gefechtsdienst. Er konzentrierte sich in der Volksmarine schwerpunktmäßig auf die Stoßkräfte. Während meiner Dienstzeit in der 6. Flottille hatte ich ausgiebig Gelegenheit, ihn in allen Varianten kennenzulernen. Als Kommandant eines Raketenschnellbootes mit vier einsatzklaren Raketen lag ich an der berühmten Pier 4 im Hafen Bug/Dranske auf Rügen. Jede 2. Woche hatte ich ununterbrochen an Bord zu sein, immer bereit zum Auslaufen innerhalb von 60 Minuten nach Alarmauslösung unter allen Bedingungen. Im Winter bei Eis war der Liegeplatz im Hafen Saßnitz. Als Brigadechef hatte ich im Wechsel mit meinem Stabschef Sitzbereitschaft zu Hause in den Wohnungen. Spätestens 60 Minuten nach der Alarmierung hatte ich auszulaufen mit verkürzter Führungsgruppe und den Schnellbooten des Gefechtsdienstes oder auch im Bestand der gesamten Brigade. In dieser Funktion führte ich eine Vielzahl erfolgreicher Aufklärungseinsätze unserer Schnellboote gegen Schiffskräfte des „Gegners“ in der Verantwortungszone der Volksmarine durch.
Mein erster Geburtstag im Küstenraketenregiment 18 im März 1984 mit einer „russischen“ Verbeugung.
Im Küstenraketenregiment 18 wurde der Gefechtsdienst von der Indienststellung an mit einer Startrampe ohne Raketen an Bord durchgeführt. Die Besatzung, mit Kommandeur fünf Mann, hatte sich im Objekt aufzuhalten. Bei Auslösung von Alarm wurde die Startrampe sofort mit zwei Raketen beladen, die sich im Lager in Bereitschaftsstufe 1 befanden. Bis 60 Minuten nach Alarmauslösung hatte sie das Objekt zu verlassen. Nach meiner Beratung mit der Führung und im Stab der Volksmarine erfolgte auf meinen Vorschlag ab 1984 eine Veränderung dieser Organisation. Der Gefechtsdienst im Regiment bestand nun aus einer Startrampe mit zwei einsatzklaren Raketen an Bord, einem Neutralisations-Kfz „8-T-311“ und zwei Regulierern mit Krad. Dadurch verringerte sich die Normzeit wesentlich. Jetzt hatte die Startrampe mit Begleitung bereits 30 Minuten nach Alarmauslösung das Objekt zu verlassen und war nach 60 Minuten aus der nächstgelegenen Startstellung bereits klar zum Gefechtseinsatz der zwei Raketen. Damit waren die Kräfte des Gefechtsdienstes der Küstenraketentruppen die ersten in der Volksmarine, die bei Notwendigkeit bereit waren zur effektiven Bekämpfung von Schiffsgruppierungen des „Gegners“ in der Verantwortungszone der Volksmarine. Die Belastung des Personalbestandes nahm durch diese Normzeitverkürzung nicht zu, da er sich sowieso im Objekt aufhalten musste. Nachdem zwei Küstenraketenabteilungen gefechtsbereit waren, wurde der Gefechtsdienst ständig zwischen ihnen gewechselt. Das dafür notwendige Beladen mit Raketen war ein willkommenes Training. Im Resultat ergab sich so für eine Startrampenbesatzung innerhalb von zwei Monaten eine Woche Gefechtsdienst. Später kam eine zweite Startrampe ohne Raketen dazu, die nach dem Beladen innerhalb von 60 Minuten das Objekt zu verlassen hatte. Jeden Donnerstag erfolgte auf einer Abteilungsmusterung die Vergatterung des Personals durch den Kommandeur. Erst 1990 wurde im Ergebnis der Militärreform der Gefechtsdienst wesentlich gelockert, bevor er in die Geschichte einging.
Priorität hatte jetzt die Vorbereitung des neuen Ausbildungsjahres 1983/84, des ersten im Leben des Küstenraketenregiments 18. In der NVA wurde der gesamte Dienst chronologisch nach Ausbildungsjahren und Ausbildungshalbjahren gestaltet. Auf der Grundlage der Anordnung 80/1983 des Chefs der Volksmarine mussten für das Regiment erstmalig die zahlreichen Dokumente für das Ausbildungsjahr 1983/84 erarbeitet werden. In unserem konkreten Fall war das überaus kompliziert für die Führung und das Führungsorgan, da dafür erst die notwendigen Erfahrungen gesammelt werden mussten. Außerdem war eine sehr sorgfältige Arbeit erforderlich, da diese Dokumente dann für die folgenden Jahre als Muster dienten. Das heißt, sie brauchten im Weiteren jährlich nur präzisiert bzw. überarbeitet werden, da sich bis auf die Hauptaufgaben und Termine wenig änderte.
Die Erarbeitung des „Planes der Überführung des Küstenraketenregiments 18 in höhere Stufen der Gefechtsbereitschaft“ wurde auf den Anfang des Jahres 1984 festgelegt. Wegen der höchsten Geheimhaltungsstufe musste er persönlich durch mich und Kapitänleutnant W. Schädlich erarbeitet werden. Außerdem war das äußerst aufwendig, weil alle möglichen Stellungsräume an der gesamten Küste der DDR sorgfältig vermessen werden mussten, was schließlich über einen ganzen Monat in Anspruch nahm. Mit diesen Dokumenten hatten wir im Herbst dieses Jahres bei einer Rekognoszierung mit den Kommandeuren noch ein besonderes Erlebnis: Ein „Besonderes Vorkommnis“, das ausführlich im Kapitel Gefechtsbereitschaft und Gefechtsdienst geschildert ist. Dazu nur noch eine ganz persönliche Feststellung. Zu keinem Zeitpunkt meines Dienstes in den verschiedensten Dienststellungen als Kommandeur in der Volksmarine war ich bereit, einen Unterstellten zu meinem Vorteil zu opfern. Das widersprach vollkommen meinen Führungsprinzipien. Im Gegenteil, meinem Vorgesetzten gegenüber ließ ich auf meine Truppen nichts kommen. Dass ich anschließend das entsprechende Vorkommnis mit ihnen in einer angemessenen Art und Weise, vielleicht nicht immer sehr fein, auswertete, war selbstverständlich. Für solche Situationen war die Feststellung meines Stabschefs, Wolfgang Schädlich, vollkommen zutreffend: „Da brannte die Luft!“
Auch die „Aufgabenstellung für den Sozialistischen Wettbewerb“ musste sorgfältig erarbeitet werden, da alle Kollektive neuformiert waren. Das Regiment konnte eigentlich den Kampf um den Titel „Bester Truppenteil“ nicht führen, da wir mit Kampftechnik und Personal nur zu 66% vom Soll aufgefüllt waren, es fehlte die 3. Küstenraketenabteilung. Deshalb stellten wir uns diese Aufgabe nicht. Dafür führten die 1.Küstenraketenabteilung und die Raketentechnische Abteilung, später, nach ihrer Formierung, die 1. und 2. Küstenraketenabteilung, den Kampf um den Titel „Beste Einheit“. Den konnten sie auch in den Ausbildungsjahren 1987/1988 und 1988/1889 erringen. Zum Ende des Ausbildungsjahres 1988/89 wurde das Küstenraketenregiment 18 dann doch in Würdigung hervorragender Leistungen im Sozialistischen Wettbewerb durch den Minister für Nationale Verteidigung mit dem Titel „Bester Truppenteil“ und einem Ehrenbanner des Zentralkomitees der SED ausgezeichnet. Selbstverständlich war das mehr als verdient!
Für die Gestaltung des Dienstes in den Verbänden, selbständigen Truppenteilen und Einrichtungen der Volksmarine existierte ein Monatsrahmendienstplan. In diesem waren die wichtigsten Maßnahmen auf die einzelnen Wochen verteilt. Für mich persönlich erarbeitete ich einen standardisierten Wochen- und Monatsrahmendienstplan, in dem alle Maßnahmen, die für mich zutrafen, aufgeführt waren. Den hatte ich bereits als Brigadechef entwickelt, da sich bestimmte Ereignisse im Dienst laufend wiederholten. Interessant ist, dass dieser Plan keine Pausen enthielt, also jede Minute verplant war. Das widersprach jeder Vernunft, unsere Vorgesetzten verlangten das aber so. Die Folge war, dass die kleinste Unregelmäßigkeit den ganzen Plan scheitern ließ. Dazu eine Anekdote, Frage: Was ist der Unterschied zwischen einem Plan und einem BH? Antwort: Der BH ist für die Brust- der Plan für den …!
Alle befohlenen Dokumente wurden termingerecht in guter Qualität erstellt. Am 01.12.1983 führten wir dann bereits die zweite Regimentsmusterung durch. Jetzt zum Beginn des Ausbildungsjahres 1983/84, des ersten im gerade begonnenen Leben unseres Regiments. Dabei wurden nur Befehle und die Aufgabenstellung verlesen, auszuwerten gab es noch nichts.
Die 1. Küstenraketenabteilung des KRR-18 beim Vorbeimarsch nach dem erfolgreichen 1. Raketenschießabschnitt 1984.
Auf der Grundlage der Dienstvorschriften hatte in der NVA jeder Kommandeur die Ausbildung seiner ihm direkt Unterstellten persönlich durchzuführen. Das entsprach vollkommen meiner Ansicht, denn nur so waren einheitliche Ansichten in der Führung durchzusetzen. Um die Ausbildung zu zentralisieren, erweiterte ich im Regiment meine Ausbildungsgruppe um die Offiziere des Stabes und der Politabteilung. Dementsprechend führte ich monatlich an einem Tag die Taktische Ausbildung der mir unterstellten Offiziere durch. Im Mittelpunkt standen dabei: Der Gefechtseinsatz der Küstenraketentruppen, der Bestand, die Dislozierung und Einsatztaktik der gegnerischen Flottenkräfte sowie die Einrichtung des Seekriegsschauplatzes. Das letztere war besonders wichtig, weil nur die Wenigsten wie ich und der Stabschef an Bord gefahren waren und damit die Operationszone der Volksmarine aus persönlichen Einsätzen in See kannten.
Später kamen weitere befähigte Offiziere aus der Schnellbootsflottille dazu wie Eckhard Schmidtke, Günter Löffler, Bernd Roesner und Wolfgang Domigalle.
Ich selbst gehörte in der Operativen Ausbildung zur Schulungsgruppe des Chefs der Volksmarine, die 3 Tage jährlich geschult wurde. Diese Maßnahmen waren außerordentlich interessant und trugen wesentlich zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Verbänden und Truppenteilen der Volksmarine sowie mit den anderen Teilstreitkräften bei. So wurden zum Beispiel Schulungen durchgeführt im Marinefliegergeschwader-28 (MFG- 28) und in der 43. Fla-Raketenbrigade.
An zwei Tagen monatlich führte ich mit meiner Gruppe im gleichen Bestand die Gesellschaftswissenschaftliche Weiterbildung (GWW) der Offiziere durch. Zur Vorbereitung musste ich monatlich einen Tag an der Einweisung der Schulungsgruppenleiter im Kommando der Volksmarine teilnehmen.
Die Operative Ausbildung der Gruppe des Chefs der Volksmarine 1986 im MFG-28.
Besonders gern beschäftigte ich mich mit der Militärischen Körperertüchtigung (MKE) als Ausgleich zu der hohen psychischen Belastung. Auch die führte ich mit meiner Gruppe wöchentlich jeden Montagnachmittag in der Halle der Polytechnischen Oberschule (POS-10-Klassenschule) in Gelbensande durch. Das Küstenraketenregiment 18 verfügte unverständlicherweise über keine eigenen Sportstätten. Selbstverständlich leitete ich nicht nur, sondern nahm persönlich teil, das war mir immer ein Bedürfnis. Meistens spielten wir zwei Stunden Fußball oder Volleyball auf einem beachtlichen Niveau, immer hart an der Leistungsgrenze. Böse Zungen behaupteten, ein Spiel würde immer so lange dauern, bis die Mannschaft des Regimentskommandeurs gewonnen hätte. Da war wohl was dran, mich zeichnete immer Kämpfertum und Ehrgeiz aus, ich gab nie auf. Diese gute sportliche Ausbildung spiegelte sich wieder in den ausgezeichneten Leistungen in der MKE während der Inspektion. Der Sport war schon immer mein Hobby gewesen. Bereits auf der Kadettenschule hatte ich eine ausgezeichnete sportliche Ausbildung erhalten und spielte unter anderem in der Fußballmannschaft in der Junioren-Bezirksliga. Während meines Studiums in Baku spielte ich Handball in der Stadtliga und nahm an den Cross-Meisterschaften der Stadt teil. Dabei erfüllte ich die Normen für den „Sportler 1. Klasse“ im Handball und 2. Klasse im Crosslauf. Nach Beendigung des Studiums nahm ich im Bestand der Auswahlmannschaften der 6. Flottille im Handball und Volleyball mehrmals an den Meisterschaften der Volksmarine teil und war aktiv beteiligt am Gewinn von insgesamt 1 Gold-, 4 Silber- und 3 Bronzemedaillen. Auf Grund der fehlenden Sportstätten und der begrenzten personellen Möglichkeiten entschied ich mich im Küstenraketenregiment 18 für die Förderung des Volleyballs. Wir bildeten eine Mannschaft, zu der auch ich gehörte, und trainierten ein- bis zweimal wöchentlich abends ungefähr zwei Stunden in der Sporthalle der POS Gelbensande. Wir nahmen jährlich an den Meisterschaften der Sportorganisationen des Stabes der VM teil. Trotz unserer eingeschränkten personellen und materiellen Möglichkeiten, belegten wir nie den letzten Platz. Einmal richteten wir sogar die Meisterschaften aus.
Die Volleyballmannschaft des Küstenraketenregiments 18 1984.
Ich war stolz auf meine aktive Teilnahme, da ich von allen Spielern den höchsten Dienstgrad, dementsprechend auch das Alter, hatte. Zum Kern unserer Mannschaft gehörten neben mir: Jürgen Zöger, unser Trainer und Kapitän, Reinhard Herrmann, beide Politabteilung, Stephan Georgi, Sportoffizier, Jean Dörrfeldt, Regimentsarzt, Peter Schwarz, Küstenraketenabteilung, Bernd Moritz, mein Stellvertreter für die Rückwärtigen Dienste.
Nach der Regimentsmusterung zur Eröffnung des neuen Ausbildungsjahres gingen wir mit Elan an die Erfüllung der Aufgaben. Aber das Ausbildungsjahr begann mit einem Paukenschlag. Vom 08.-16.12.1983 erfolgte die Überprüfung der Gefechtsbereitschaft des Küstenraketenregiments 18 und von Truppenteilen der 6.Flottille „Hanse 83“ unter äußerst komplizierten Bedingungen.
Das Ganze war für mich völlig unlogisch. Kurz nach der Indienststellung des Regiments wird eine Überprüfung dieses Umfangs durchgeführt, noch dazu unter schwierigsten meteorologischen Verhältnissen. Die Einheiten waren noch nicht formiert, die eine Startbatterie und eine Raketentechnische Abteilung waren nur mit Einschränkungen gefechtsbereit, zwei Startrampen gerade übernommen und noch nicht eingegliedert. Das war ein kaum zu verantwortendes hohes Risiko!
Eine sonst immer mögliche Überprüfung der Gefechtsbereitschaft hielt ich in diesem Stadium der gerade begonnenen Formierung des Regiments für nicht geplant. Dazu möchte ich noch anführen, dass Überprüfungen in diesem Umfang bereits mindestens ein Jahr vorher für das kommende Ausbildungsjahr geplant wurden. Aber ich will der Reihe nach berichten.
Ich selbst hatte noch keine der üblichen Überprüfungen der Gefechtsbereitschaft der Einheiten des Regiments durchgeführt, das heißt, der Stand der Gefechtsbereitschaft war mir aus persönlicher Kontrolle nicht bekannt. In das Küstenraketenregiment 18 war die 1.Küstenraketenabteilung 18 mit voll aufgefülltem Personalbestand und zunächst einer Startbatterie, ab November kam die zweite dazu, sowie weiterer Technik mit der Einschätzung „Gefechtsbereit“ übernommen worden. Also war diesbezüglich eigentlich alles in Ordnung, jeder musste wissen, was er zu tun hatte, wenn die Alarmglocke schrillt.
Am Sonnabend, den 10.12.1983 erhielt ich während des Dienstes von einem Freund aus dem Stab der Volksmarine einen Telefonanruf, in dem er mich kurz darüber informierte, dass er mich am Montagabend besuchen würde! Ich wusste, was das bedeutete und auch wie brisant diese Information war. Ich informierte niemanden, studierte aber selbst noch mal die entsprechenden Dokumente und befragte einzeln meine Stellvertreter über ihre Handlungen und die ihrer Unterstellten im Alarmfall.
Übrigens habe ich später, in meiner Funktion als Flaggoffizier für Operative Führung der VM, selbst auch zweimal meinen ehemaligen Stabschef, Korvettenkapitän W. Schädlich, und einmal meinen Nachfolger als Regimentskommandeur, Kapitän zur See Dr. J. Dix, angerufen und über bevorstehenden Besuch informiert, ein Freundschaftsdienst für unser Küstenraketenregiment 18.
An diesem Wochenende war ich persönlich mit der Vorbereitung des Umzugs meiner Schwiegermutter von Teterow nach Rostock bis in die Nacht beschäftigt, am Montag hatte ich für den eigentlichen Umzug einen Tag Urlaub. Nachdem ich diese Arbeiten am späten Nachmittag abgeschlossen hatte, meldete ich mich im Objekt, führte noch einen kurzen Kontrollgang durch, sprach mit meinen Stellvertretern und ließ mich nach Hause zu unserer Wohnung in Gelbensande fahren. Dort wartete ich in höchster Anspannung auf die kommenden Ereignisse. Zu dieser Zeit hatten wir im Wohngebiet noch kein Telefonnetz, so dass die Benachrichtigung über Melder organisiert wurde.
Gegen 22.00 Uhr klingelte dann endlich der Melder, mein Fahrer, und meldete sich mit der üblichen Formulierung: „Genosse Fregattenkapitän, bitte sofort in die Dienststelle!“ Ich zog meine Uniform an und ließ mich in die Dienststelle fahren. Beim Offizier vom Dienst (OvD) erwartete mich der Stellvertreter des Chefs der Volksmarine und Chef Ausbildung, Konteradmiral Lothar Heinecke, mit einer Kontrollgruppe im Bestand die Fregattenkapitäne Harald Genzow, Klaus Richter und Wolfgang Lasch. Ich meldete mich vorschriftsmäßig, Konteradmiral L. Heinecke begrüßte mich und übergab mir den Gefechtsbefehl des Stellvertreters des Ministers und Chefs der Volksmarine, Admiral W. Ehm. Ich überflog ihn erstmal, um das Wichtigste herauszufiltern und keine Zeit zu verlieren und befahl dann dem Offizier vom Dienst, die allgemeine Alarmierung und Heranholung des Personalbestands des Regiments mit anschließender Dezentralisierung der Einheiten in den Willershäger Forst sofort durchzuführen. Er führte meinen Befehl aus.
Konteradmiral Lothar Heinecke mit dem Kommandeur des KRR-18.