Schwarzenpfost,
das Stammobjekt der Küstenraketentruppen der NVA
lag fasst genau zwischen dem Ortsausgang Rostock und dem Ortseingang Ribnitz-Damgarten, also rund je 10 km davon entfernt, im westlichen Teil der Rostocker-Heide und südlich der Bundesstraße 105 (damals Fernverkehrsstraße 105) mit einer ungefähren Ausdehnung von 45 Hektar. Parallel zur B-105 verläuft die eingleisige Eisenbahnstrecke zwischen Rostock und Stralsund. Das heißt, das Stammobjekt der Küstenraketentruppen der Volksmarine wurde durch einen beschrankten Bahnübergang von der Straße getrennt. Am Haltepunkt Schwarzenpfost hielten nur Personenzüge. Vergleichbar mit heutigen S-Bahnen die an jedem Bahnhof halten. Für Schnell- und Expresszüge wurden nur die Schranken geschlossen und sie rauschten durch. Dieses Bahngleis trennte die Küstenraketenkräfte von ihrem eigentlichen Einsatzort, der küstennahen Bereiche. Ein- und ausfahrende Fahrzeuge mussten also den Fahrplan der “Reichsbahn” (Name des Bahnunternehmens der DDR) beachten oder am geschlossenen Bahnübergang warten. Heute ist der Haltepunkt und auch die Einfahrt in das Objekt von der B-105 längst Geschichte. Sie wurden rückgebaut. Nur das ehemalige Bahngebäude erinnert noch an eine Bahnstation und dient heute als Ferienhaus für Ostseeurlauber. Das Bild zeigt den Zustand des Objektes im Jahr 2010. (Bildquelle: Google-Maps 2010)
Das Objekt selbst war in zwei Zonen aufgeteilt.
Die Wohn- und Arbeitszone, gesichert mit normalem Maschendrahtzaun und Stacheldraht gegen übersteigen und von den Angehörigen des Wachzuges des KRR-18 bewacht.
Die technische Zone wurde mit einer Hochspannungsanlage (HSA) gegen unbefugtes Betreten gesichert und bedurfte deshalb keiner ständigen Bewachung durch das Personal. Die Überwachung erfolgte an einer im Wachgebäude des Offiziers vom Park (OvP) angebrachten Konsole. Der OvP und sein Gehilfe (GOvP) unternahmen sporadische Kontrollen während der Nachtstunden und natürlich beim Auslösen der Überwachungseinrichtung. Somit waren die Raketen, die Technik, die Munition und vor allem der Raketentreibstoff gesichert.
In der Wohn- und Arbeitszone waren untergebracht (Stand 1990): die Wohnhäuser/ Baracken der Mannschaften, der Med-Punkt, das Wohnheim der Berufssoldaten, das Stabsgebäude, die Kfz-Werkstatt mit Tankstelle und Öllager, die regimentseigene Feuerwehr, die Kläranlage, die Schulungsbaracke mit RB-Werkstatt, das Heitzhaus für Fernwärme mit den dazugehörigen Kohlelagerplätzen, ein Waschplatz für die Kfz mit Waschrampe, Klubräume, Traditionskabinett, Bibliothek usw. Außerdem mehrere kleinere Bunker und das Haus der Diesel-Notstromversorgung. Im hinteren Teil, die neue Truppenküche (Eröffnung 1986), der Wohnblock der 1. und 2. KRA, diverse Sport- und Freizeitanlagen.
Um die schwere und vor allem breite Gefechtstechnik im Objekt bewegen zu können, waren auch die Betonstraßen entsprechend groß ausgeführt. Eine Raketenstartrampe hatte immerhin die Breite von 3,15 Metern und eine Länge von 13,95 Meter. Der Wenderadius betrug 13,50 Meter.
Auf der technischen Zone wurden alle KfZ des Regiments, auch die Mobilmachungstechnik, zum größten Teil in Garagenkomplexen untergestellt. Viele Einfahrtstore reiten sich nebeneinander. Vor den KfZ-Hallen befanden sich riesige Betonflächen, um die Technik problemlos vor den Halle, quer zur Fahrbahn parken und warten zu können, ohne den Durchgangsverkehr zu behindern. Dazu kamen noch die Gebäude der Tanklager für den Raketentreibstoff mit den dazugehörigen Tankplätzen und Treibstofftanks. Diese waren zusätzlich nochmal mit einem Schutzwall von den KfZ-Plätzen abgetrennt. Raketenlagerhallen, Regelhallen, ein großes Materiallager (ehemals auch Garage), Munitions- und Waffenbunker füllten die technischen Zone.
Die blaue Linie stellt die ungefähre Lage des Sperrzaunes um die Wohnzone dar, die gelbe Line den Verlauf der Hochspannungsanlage (HSA) um die technisch Zone.
Legende:
- Wohnblock für Berufssoldaten/Zivilbeschäftigte und ihren Familien außerhalb des eingefriedeten Objektbereichs (noch heute als Wohngebäude benutzt)
- Medizinischer Punkt mit Zahnarztpraxis und Bettenstation, im 1.OG das Ledigenwohnheim für die Berufssoldaten, für die noch kein eigener Wohnraum zur Verfügung stand
- Schulungsgebäude mit RB-Werkstatt (vormals die Truppenküche)
- Stabsgebäude
- Gebäude der Objektfeuerwehr
- (über Fernwärmeleitungen wurden alle Gebäude mit Warmwasser und Wärme versorgt)
- Schleppdach (überdimensionaler Carport) zur Lagerung von Brennstoffen und manchmal auch von Agrarprodukten, Abstellort von Einsatz-und Alarmierungsfahrzeugen
- Wachlokal/ Kontroll- und Durchlasspunkt (KDL)
- Verkaufsstelle für Waren des täglichen Bedarfs der Militär-Handelsorganisation (MHO)
- Wohnbaracke der Soldaten und Unteroffiziere auf Zeit, der Rückwärtigen Dienste und der Angehörigen des Bereichs RB
- Wohnbaracke des Wachzuges und anderer Dienste.
- Klub- und Versammlungsräume, Bibliothek, Traditionskabinett
- Waschplatz mit Waschrampe
- Küchentrakt mit zugehörigen Abstell- und Lagerflächen sowie Essenräume/Messen
- Gelände der Tankstelle mit Tank- und Öllager und Kfz-Werkstatt
- Wohnblock der 1. und 2. Küstenraketenabteilung auf zwei Etagen, im Keller die Diensträume des Offiziers vom Dienst (OvD), Waffenkammern, Arrestzellen usw.
- Gebäude des Notstrom-Dieselgenerators mit Schalttafel
- Wach- und Dienstgebäude des OvP
- Kläranlage des Objekts
- Baracke und Werkstatt des Unterkunftsdienstes
- Kfz-Halle für Mobilmachungsfahrzeuge und nicht regelmäßig genutzter Kfz (die Fahrzeuge der Mobilmachungsreserve (Soll-II) waren konserviert)
- Kfz-Halle, vorbereitet für 12 Startrampen “Rubesh”, nebeneinander
- Material- und Ersatzteillager für die Gefechtstechnik und Raketen
- Raketenlager- und Regelhallen
- Tanklager und Tankplatz Oxidator (O)
- Tanklager und Tankplatz Brennstoff (B)
- Chemisches Labor für RT
- Raketenregelhalle, Endmontage mit Krananlage
- Waffen- und Munitionsbunker
- Waffen- und Munitionsbunker (beide getarnt im Wald)
Das ehemalige Objekt der KRT in Schwarzenpfost nach Rückbau und Aufforstung im Jahr 2000.