Der Aufbau des Regiments
Am 01.11.1983 wurde das Küstenraketenregiment 18 feierlich in Dienst gestellt.
Erster Kommandeur KzS Lothar Schmidt.
Zu dieser Zeit wurden auch die dritte und vierte Startrampe übernommen und in die 1. Küstenraketenabteilung, mit dem Kommandeur Korvettenkapitän Uwe Lonitz, später Kapitänleutnant Dietmar Braasch und danach Fregattenkapitän Wolfgang Domigalle, eingegliedert. Damit erreichte die Abteilung erstmals ihre volle Gefechtsstärke. Nach Absolvierung der notwendigen Ausbildung war die 1. Küstenraketenabteilung gleichzeitig mit der neuformierten Raketentechnischen Abteilung, Kommandeur Kapitänleutnant Dieter Eger, gefechtsbereit. Die tiefgründige Auswertung der Überprüfung der Gefechtsbereitschaft „Hanse 83“ im Dezember 1983 beschleunigte die Entwicklung wesentlich.
Danach erarbeitete ich gemeinsam mit meinem Stellvertreter für Raketenbewaffnung im Frühjahr 1984 im Verlauf eines Monats den ersten „Plan der Überführung des Küstenraketenregiments 18 in höhere Stufen der Gefechtsbereitschaft“, das wichtigste Dokument für den Gefechtseinsatz des Regiments. Dazu wurden alle möglichen Stellungsräume an der gesamten Küste der DDR unter Beachtung der höchsten Geheimhaltungsstufe persönlich rekognosziert. Nach seiner Bestätigung durch den Chef der Volksmarine wurde dieser Plan dann jährlich durch den Stabschef im Bestand einer speziellen Arbeitsgruppe des Stabes der Volksmarine präzisiert.
Im Mai 1984 wurde das erste Feldlager des Regiments im Bestand der 1. Küstenraketenabteilung im Gebiet Darßer Ort organisiert, was nachfolgend jährlich mit beiden Abteilungen in unterschiedlichen Gebieten zu verschiedenen Zeiten wiederholt wurde. Grund dafür war, dass ein eigenes Übungsgelände für die Taktische Ausbildung ebenso fehlte wie Lehrgefechtstechnik und Ausbildungskabinette. Während dieses Feldlagers erfolgte überraschend ein Besuch des Ministers für Nationale Verteidigung, Armeegeneral Heinz Hoffmann, in Begleitung des Chefs der Volksmarine. Der Minister verfolgte die Gefechtsübung der 1. Küstenraketenabteilung mit großem Interesse, führte ausführliche Gespräche mit dem Regimentskommandeur, dem Abteilungskommandeur und den Besatzungen der Startrampen. Dieser höchste Besuch war äußerst erfolgreich und infolge seiner Auswertung wurde kurzfristig die Teilnahme einer Formation des Küstenraketenregiments 18 an der größten Ehrenparade der NVA in Berlin am 07.10.1984, dem 35. Jahrestag der DDR befohlen.
Im Juli absolvierte das Küstenraketenregiment 18 erfolgreich seinen 1. Raketenschießabschnitt. Dabei wurde je eine Rakete „P-21“ und „P-22“ durch die Raketentechnische Abteilung vor Ort geregelt, von den Besatzungen der Kapitänleutnante Ralf Brennecke und Eckhardt Schmidtke gestartet und trafen direkt ihre Zielscheiben- Volltreffer! In der Folgezeit wurden die Raketenschießabschnitte jährlich 1984 bis 1989 nach dem gleichen Plan durchgeführt, wobei die Startrampe und die beiden Besatzungen ständig wechselten. Alle bei diesen 6 Raketenschießabschnitten gestarteten und selbst vorbereiteten 12 Raketen waren ausnahmslos Volltreffer, eine Demonstration der hohen Meisterschaft des Personalbestands des Regiments.
Am 30.09.1984 war der zweite Höhepunkt im bisher kurzen, aber bereits äußerst ereignisreichen Leben des Küstenraketenregiments 18. Das war die Verleihung der Truppenfahne durch den Chef der Volksmarine Admiral W. Ehm, mit der wir dann stolz am 07.10.1984 zur Parade in Berlin an der Tribüne mit unseren Startrampen und Raketentransporteinrichtungen vorbeidefilierten. Die Teilnahme an der Parade war eine hohe Ehre und eine außerordentliche Belastung, aber letztendlich ein unvergessliches Erlebnis für den teilnehmenden Personalbestand des Regiments. Wir erregten bei den zahlreichen internationalen Beobachtern beträchtliches Aufsehen, da der Küstenraketenkomplex „Rubesh“ erstmals bei einer Parade vorgeführt wurde. Eine Formation des Küstenraketenregiments 18 nahm noch einmal erfolgreich an einer Parade teil, der letzten der NVA am 07.10.1989, dem 40. Jahrestag der DDR. Damit war das erste Jahr im Leben des Regiments seit der Indienststellung auch schon vorbei, alle zahlreichen Schwerpunkte wurden erfolgreich bewältigt und der Aufbau ging weiter.
Im Sommer 1985 feierten wir gemeinsam mit den Bauarbeitern den lang ersehnten Abschluss des Baugeschehens und bedankten uns damit bei ihnen. Darauf folgte die weitere Übernahme der Hauptbewaffnung. Im Februar wurden die fünfte und sechste und bereits im Mai die siebente und achte Startrampe übernommen und in die 2. Küstenraketenabteilung, Kommandeur Korvettenkapitän Bernd Roesner und später Fregattenkapitän Peter Schwarz, eingegliedert. Diese erreichte nun ebenfalls ihren Sollbestand und nach der entsprechenden Ausbildung und Überprüfung wurde sie noch zum Ende des 1. Ausbildungshalbjahres mit der Einschätzung „Gefechtsbereit“ übernommen.
Das Küstenraketenregiment 18 war jetzt endlich zu 66 % einsatzbereit, es fehlte lediglich die Hauptbewaffnung für die 3. Küstenraketenabteilung, deren Übergabetermin unverständlicherweise bis zur Auflösung völlig offen blieb.
Verleihung des Ehrennamens „Admiral Waldemar Verner“ an das Regiment (LS) | Die Truppenfahne (PG) |
Am 06.10.1985 wurde dem Küstenraketenregiment 18 durch den Chef der Volksmarine im Auftrag des Ministers für Nationale Verteidigung in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste der verpflichtende Ehrenname „Admiral Waldemar Verner“ verliehen. Das war der dritte Höhepunkt im Leben des Regiments, alle relativ kurzzeitig hintereinander.
Die ständige, außerordentlich hohe Belastung des Personalbestandes erforderte für die weitere Motivierung neben Belobigungen, Landgang und Urlaub auch die würdige Gestaltung von Feiertagen. Die wichtigsten waren jährlich der 1. März, Tag der NVA, der 1. Mai und der 7. Oktober, Tag der Republik. An diesen Tagen führte unser Regiment sowohl im Objekt als auch in der Gemeinde Gelbensande gemeinsam mit der Schule und anderen örtlichen Organen Veranstaltungen durch, die immer sehr gut besucht waren. Erstmals zum Abschluss des Ausbildungsjahres 1984/85 wurden alle Berufssoldaten des Regiments mit ihren Ehefrauen zum Regimentsball eingeladen, der dann zur jährlichen Tradition wurde. Das sollte ein kleines Dankeschön sein für die ständig hohe persönliche Einsatzbereitschaft unserer Berufssoldaten.
Neben den bereits angeführten Höhepunkten und Schwerpunkten sowie den normalen täglichen Aufgaben, waren eine Vielzahl von Kontrollen, Überprüfungen und Übungen jährlich zu absolvieren. Diese erforderten einen immensen zusätzlichen Kräfteeinsatz, da mindestens immer die Führung des Regiments und eine Küstenraketenabteilung teilnahmen. Das waren Kommandostabsübungen, Flottenübungen, Reedeübungen, Übungen der Stoßkräfte und andere wie „Herbstwind“, „Westnik“, „Synchron“, „Hanse“, „Lüfter“, „Sojus“. Der Führungspunkt des Kommandeurs und die teilnehmenden Einheiten des Regiments glänzten dabei ausnahmslos mit guten und sehr guten Leistungen.
Im August 1987 wurde das Küstenraketenregiment 18 durch die Inspektionsgruppe des Ministeriums für Nationale Verteidigung inspiziert. Das Regiment war entsprechend vorbereitet, hatte vorher noch den 4. Raketenschießabschnitt erfolgreich durchgeführt, dessen ausgezeichnete Bewertung mit in das Gesamtergebnis einging. Trotzdem und obwohl der gesamte Personalbestand seine hohe Leistungsbereitschaft und -Fähigkeit überzeugend unter Beweis stellte, lautete die abschließende Einschätzung nur „Gefechtsbereit mit Einschränkungen“ und die Note „Befriedigend“, ähnlich 1986 für Einheiten der 6. Flottille. Der Grund für diese übertrieben strenge und zum Teil ungerechtfertigte Bewertung ist unklar. Die Nachinspektion bereits im November ergab die abschließende Einschätzung „Gefechtsbereit“ und Note „Gut“.
Am 01.12.1987 erfolgte ein Wechsel in der Dienststellung des Kommandeurs des Küstenraketenregiments 18 mit einer Musterung und der feierlichen Übergabe und Übernahme der Truppenfahne durch den neuen Chef der Volksmarine, Vizeadmiral Theodor Hoffmann. Als neuer Kommandeur wurde Fregattenkapitän Dr. Joachim Dix eingesetzt, der in verschiedenen Stabsdienststellungen, zuletzt als Leiter der Unterabteilung Funkelektronischer Kampf (ELOKA) im Stab der Volksmarine, gearbeitet hatte.
Der Aufbau des Küstenraketenregiments 18 war erfolgreich abgeschlossen, damit ging die zweite und längste Etappe, in deren Ergebnis die Führung, 2 Küstenraketenabteilungen und die sicherstellenden Einheiten bereit waren zur Erfüllung aller Aufgaben, zu Ende.
Beitrag: LS